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5 Lehren aus der K5X a.k.a. how not to waste a good crisis

Nach 2 Jahren erzwungener Abstinenz feierte die K5 ihr fulminantes Comeback als in-person Veranstaltung. Das Who-is-Who der E-Commerce Branche traf sich am 29. und 30. Juli im Estrel Kongresszentrum in Berlin. Neben der wenig überraschenden Erkenntnis, dass Menschen noch immer gerne unter Menschen kommen, wurde dabei auch eines deutlich: Es gibt sehr viele Thesen, wie der Wandel der letzten zwei Jahre einzuordnen ist und wie es im E-Commerce weitergehen wird. 

Tim Thedens
Team Lead Content
06. Jul 2022
6 min read
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Auf großer Bühne wie im kleinen Rahmen wurde man allgegenwärtig mit Beobachtungen und Einschätzungen konfrontiert, die wir in diesem Beitrag Revue passieren lassen wollen. Eine unwissenschaftliche Metastudie, Thesen zu den Thesen oder “how not to waste a good crisis”.

Schnell angepasst ist halb gewonnen

Den Thesen-Reigen auf der K5X eröffnete Stefan Wenzel, Independent Board Advisor und Speaker. Eine seiner Prophezeiungen, die in den kommenden zwei Tagen noch oft widerhallen sollte, hieß: “Das “Corporate Operating System ist missionskritisch, nicht das Bällebad”. Das bedeutet so viel wie: Organisationen, die anpassungs- und wandlungsfähig sind, haben einen Wettbewerbsvorteil. Und tatsächlich war das ein Kredo, welches viel Zuspruch bekam. 

Alexander Planitzer, CEO & Co-Founder von VIABIRDS Technologies, fasste dies treffend mit einem Einstein-Zitat zusammen. Auf die Frage, warum er seine Studierenden mehrmals dieselben Prüfungsfragen beantworten ließ, sagte dieser nämlich: “Weil sich die Antworten geändert haben”. 

Für VIABIRDS bedeutet das, dass sich die Art und Weise, wie sie Ziele erreichen wollen, regelmäßig und sehr schnell ändert. Unschwer erkennbar bei einem Business, das mit der Idee von Drohnenlieferungen an im Stau stehende Autos startete und jetzt ein e-grocery Modell mit Drive-in Stationen und besonderem Sortiment betreibt. Viele Unternehmen und K5-Besucher sind noch auf der Suche nach dieser Flexibilität, aber klar ist: Wir sind noch gar nicht aus Corona raus und schon beschäftigt die nächste Krise die ganze E-Commerce-Branche. Wir müssen uns darauf einstellen, schneller Antworten zu finden und das betrifft Geschäftsmodelle wie auch Technologie.

 

Marktplatz oder nicht Marktplatz, das ist hier die Frage

Ein deutlich kontroverser diskutiertes Thema stieß Shoplupe-Gründer und Neu-K5-Mitveranstalter Johannes Altmann mit seiner These an, dass echte Marken nicht bei Amazon verkaufen, sondern einen eigenen Shop haben. Die Meinungen, wie wichtig oder lukrativ eine Präsenz auf den großen Marktplätzen noch ist, gehen stark auseinander. 

Auf der einen Seite hat fast jeder mindestens ernste Bedenken, den direkten Kundenzugang für die größere Reichweite auf Amazon und Co. herzugeben. Johannes Kliesch, Co-Founder von Snocks, erzählte beispielsweise, dass sie als reiner FBA Seller gestartet sind und heute 60-65% ihrer Umsätze im eigenen Shop erwirtschaften und am liebsten ganz von Amazon wegkommen würden. 

Christian Salza, Managing Director Global Expansion, Berlin Brands Group, hat hingegen schon viele Marken aufgebaut und sieht den Rentabilitätsvorteil von D2C skeptischer. Die großen Marktplätze geben einer Marke eine Sichtbarkeit, die gerade in jungen Jahren einer Brand sehr wertvoll ist und anderswo teurer bezahlt werden muss.

Am Ende ist die Antwort auf die Frage: “Amazon ja oder nein?” vermutlich “it depends”. Die schiere Präsenz des Themas Marktplätze auf der K5X zeugt aber von der ungebrochenen Relevanz des Themas. Online Marktplatzumsätze in Deutschland sind 2021 um 40% gewachsen und sollen bis 2024 um weitere 52% wachsen, und die Netto-Anzahl der Marktplätze ist im letzten Jahr um 70 gestiegen. Diese Zahlen teilte Stefan Metzger, Managing Partner bei KPS, in seiner Masterclass. Er kommt wie auch viele andere zu dem Schluss, dass es besonders interessant sein kann, als Unternehmen selbst zum Marktplatz zu werden. Gerade im B2B-Umfeld scheint die Reise klar in Richtung viele Nieschen-Marktplätze anstatt einem riesigen Player zu gehen.

 

Die Sinnfrage

Dörte Kaschdailis, Co- Founder & Managing Partner bei opexxia entgegnet der Sinnfrage mit folgender These “Zeigt Haltung und setzt den Menschen in den Mittelpunkt – Human Experience statt Customer Experience.” Dieses Zitat wurde des Öfteren auf dem Event verwendet. Zahlen, Daten und Fakten sind zudem Commodity und Stefan Wenzel geht sogar einen Schritt weiter und behauptet ganz Tech ist kommodisiert und Wert und Differenzierung entsteht ausschließlich durch das, was man inhaltlich mit der für jeden zugänglichen Technologie macht.

Einige Unternehmen bestätigen diese These und haben bereits mit dem Umdenken begonnen. Sie wandeln das Verkaufserlebnis in ein emotionales Erlebnis und lassen den Consumer Teil des Ganzen werden. Co-Founder von Miss Pompadour, Erik Reintjes, verkauft nicht mehr nur das Produkt Farbe, sondern auch das Know-how und ein ganzes Erlebnis um das Handwerk herum – und das für eine Zielgruppe, die im Handwerk sonst oft übersehen wird: Frauen.

Mark Hübner, CCO bei der Rohlik Gruppe, in Deutschland besser bekannt als Knuspr sagt :” “Local producers are our cake, not just the icing” und auch die backenden Münchener Omas von Katharina Mayers, die am Ende der K5 viel gelobt wurden, bieten mit ihrer Plattform “Küchentratsch” eine Experience, welches auf die Bedürfnisse der Konsumenten eingeht. 

Das gesellschaftliche Umdenken findet sich auch immer mehr im E-Commerce wieder: Manchmal geht es um mehr als (Oma-)KPIs und ohne einen Fokus auf den Menschen werden diese in Zukunft sowieso nicht rosig aussehen.

Das wechselnde Momentum im Wachstum

“Die fetten Jahre sind vorbei und kommen nie wieder”, so Erik Siekmann, CEO von Digital Forward. , denn Unternehmen kämpfen immer mehr mit deri Kundengewinnung. Richtige Partystimmung im
E-Commerce gab’s nur  in den Jahren 2000-2008, wobei die Pandemie eine Ausnahme war. Nun herrscht Katerstimmung.

Jochen Krisch sieht das ähnlich, denn seiner Meinung nach stehen alle Unternehmen relativ gut dar, wenn sie seit 2019 mindestens um 100 % gewachsen sind. Zwischen 75-100 % ist eher durchschnittlich, alle Zahlen darunter haben Nachholbedarf. Die deutlichen Gewinner der letzten zwei Jahre stammen aus Food & Delivery, Fashion sowie Home & Living. Aber insgesamt liegen so gut wie alle momentan unter den Erwartungen für 2022. Nach gebeutelter Krisenstimmung fühlten sich die zwei Tage in Berlin aber weiß Gott nicht an und zoomt man etwas heraus, ist das Fazit für die Aussichten der Branche insgesamt sehr positiv. Ja, wir befinden uns in einer Wirtschaftskrise, aber es ist keine Krise des E-Commerce. Jetzt heißt es einen kühlen Kopf zu bewahren und die Gunst der Stunde nutzen

Das nächste große Ding im E-Commerce

Auch Spryker Co-CEO Alex Graf war auf der großen K5X-Bühne vertreten und stellte seine Thesen vor. Neben seiner Prophezeiung einer goldenen Zukunft von E-Food (Fünf Milliardenplayer in DACH bis 2030 – ohne Aldi, REWE und Co), erzeugte vor allem eine These ein großes Echo in vielen weiteren Sessions: “MACHs gut liebe Microservices – Composable wins”. Das Thema Best of Breed und Composability  ist mittlerweile in aller Munde, doch sie bringen auch neue moderne Herausforderungen mit sich:

  • Das Hinzufügen neuer Funktionen zur bestehenden Commerce Plattform mit begrenzter oder gar keiner Entwicklung
  • Die Wiederverwendung von Komponenten über mehrere Touchpoints hinweg
  • Das Ersetzen von bestehenden Komponenten, um bessere Ergebnisse und Leistungen zu erzielen

Composable Commerce löst genau diese Probleme und schafft zudem die Anpassbarkeit, deren Bedeutung oben bereits erläutert wurde. Sie ist:

  • Geschäftsorientiert, sie unterstützt den Nutzer in der Anwendung der Technologie
  • Modularität – Es wird nur das integriert, was gebraucht ist (plug&play)
  • Offenheit – Best of Breed

Mehr über die Vorteile von Composability

 

Fazit

Welche der vielen Thesen sich bewahrheiten werden und welche nicht, können wir nicht vorhersagen. Worüber wir uns aber einig sind ist, dass die K5X aber definitiv der richtige Ort war, um die richtigen Menschen der E-Commerce Branche zu treffen

Nicht alle können am Ende die besten sein, aber es gab so viel spannende Inhalte, dass alle ein Stückchen näher an die beste Version ihrer selbst herangerückt sein dürften.

 

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